Frühling im Kirschblütencafé: Roman by Heidi Swain

Frühling im Kirschblütencafé: Roman by Heidi Swain

Autor:Heidi Swain
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH


Kapitel 18

Es war furchtbar, meinen Vater in einem Krankenhausbett liegen zu sehen. Er sah müde und blass aus und beunruhigend alt, als meine Mutter seinen Kopf streichelte und einen zärtlichen Kuss auf seine Lippen drückte. Ich musste kurz wegsehen. Meine Eltern hatten nie in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung gezeigt, und dieser intime Austausch war noch schockierender als die vorherige Anerkennung meiner Mutter, dass ich das Richtige getan hatte, indem ich einen Krankenwagen gerufen hatte.

»Wie fühlst du dich?«, fragte ich.

»Gar nicht so schlecht«, krächzte mein Vater, »müde, aber eigentlich recht gut. Ich hab immer noch ein bisschen Kopfschmerzen, aber sonst scheint alles wieder zu funktionieren. Im Großen und Ganzen bin ich, glaube ich, gut davongekommen.«

Er schloss die Augen, und meine Mutter setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.

»Geh doch mal kurz fragen, ob wir noch einen Stuhl kriegen können, Lizzie«, flüsterte sie.

»Ich ruf erst mal Jemma an«, sagte ich, »erzähl ihr, was passiert ist. Unter Garantie läuft der Dorffunk schon auf Hochtouren, seit der Krankenwagen aufgetaucht ist.«

»Ich wette, sie sammeln heute im Pub schon für meinen Beerdigungskranz!«, zwitscherte mein Vater, ohne die Augen zu öffnen. »Du gehst besser und befreist sie aus ihrem Elend, Lizzie. Sag ihnen, sie können die Flagge wieder hissen.«

Meine Mutter gab missbilligende Laute von sich, sagte aber nichts weiter.

»Ich komme gleich wieder«, sagte ich.

Die Luft draußen traf mich mit voller Wucht ins Gesicht und fühlte sich bestimmt zehn Grad kälter an als drinnen. Ich zitterte, während ich darauf wartete, dass mein Telefon aufwachte, und lächelte dann wissend, als ein halbes Dutzend verpasste Anrufe und Nachrichten piepend in meiner Mailbox landeten.

»Lizzie!« Jemma musste ihr Telefon in der Hand gehalten haben. »Was ist passiert, Himmel noch mal?«

»Dad hatte einen leichten Schlaganfall«, erklärte ich. Als ich die Worte laut aussprach, traf mich der Ernst der Situation zum ersten Mal richtig. »Mum hatte mich zum Essen eingeladen, und ich wusste gleich, als ich ihn sah, dass etwas nicht mit ihm stimmte.«

»Geht es ihm jetzt gut?«, wollte sie wissen. »Kommt er wieder in Ordnung?«

»Ich glaube schon«, sagte ich zitternd, weil mir plötzlich bewusst wurde, dass ich es nicht wirklich wusste. »Man hat uns bisher nicht viel gesagt, außer dass es ein sehr milder Anfall war. Er kann sprechen und so«, fügte ich hinzu, um mich selbst genau wie sie zu beruhigen. »Bevor ich rausgegangen bin, hat er sogar Witze über Beerdigungsblumen gemacht.«

»Das klingt doch gut. Willst du, dass ich ins Krankenhaus komme?«

»Nein, alles okay, aber danke. Ich hab Mum hergefahren, es ist also kein Problem zurückzukommen. Ich rufe später noch mal an.«

Ich hielt inne und räusperte mich, den Tränen nah.

»Okay, wir sind hier, wenn du uns brauchst, ja? Wenn wir irgendetwas für einen von euch tun können, ruf einfach an.«

»Okay«, krächzte ich, »danke.«

»Oh, und Lizzie?«

»Ja?«

»Ich weiß, das ist jetzt echt ein furchtbares Timing, aber Ben hat vorhin angerufen. Er hat gefragt, ob du ihn zurückrufen könntest.«

»Ben hat euch angerufen oder ihr Ben?«, fragte ich in der Annahme, dass sie ihn gewarnt hatten, dessentwegen, was mit seiner Mutter gelaufen war.

»Eigentlich hat Tom ihn angerufen«, gab sie schuldbewusst zu.



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